Publiziert am 29. Januar 2018
Beim Nationalen Kontaktpunkt der Schweiz ist diese Woche eine Beschwerde aus Asien eingetroffen. Mehrere indonesische Non-Profit-Organisationen rügen in einem Beschwerdeschreiben den «Runden Tisch für nachhaltiges Palmöl» (Roundtable on Sustainable Palm Oil
, RSPO). Der Vorwurf: Die Label-Organisation tue nichts gegen den malaysischen Mischkonzern Sime Darby, der das Land von indonesischen Ureinwohnern geraubt habe. Laut der Beschwerde hat ein Tochterunternehmen von Sime Darby auf Land, das der indigenen Bevölkerung auf der Insel Borneo entwendet worden sei, neue Palmölplantagen
aufgezogen. Sime Darby ist ein Gründungsmitglied von RSPO. Der Nationale Kontaktpunkt ist beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) angesiedelt und wacht darüber, ob multinationale Firmen die Leitsätze für verantwortungsvolle Unternehmensführung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) einhalten. Wer sich über eine Firma mit Sitz in der Schweiz beschweren will, kann sich an die Stelle wenden. Diese kann ein Vermittlungsverfahren einleiten. Die Beschwerde gegen das Label-Unternehmen RSPO wurde in der Schweiz eingereicht, weil Zürich der rechtliche Sitz der
Organisation ist.
Der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl wurde 2004 in Zürich vom WWF, dem malaysischen Palmölverband, der Migros, Unilever und dem internationalen Pflanzenölverarbeiter AAK gegründet. Heute zählt das freiwillige Regelwerk bereits 3659 Mitglieder. Drei Viertel davon sind Verarbeiter und Grossverteiler.
Das Ziel des Labels war, nachhaltige Methoden für den Anbau von Ölpalmen zum Standard zu machen. Die Vereinigung wollte so Mensch und Umwelt schützen, denn Palmöl steckt heute etwa in jedem sechsten Produkt – vor allem in Kosmetika, Nahrungs- und Reinigungsmitteln. Um die steigende Nachfrage zu decken, zerstört die Industrie immer grössere Regenwaldgebiete, Buschland und Torfmoore. Laut einer Studie des Online-Produkteratgebers Codecheck wird für Ölpalmenplantagen in Asien stündlich Land in Grösse von 300 Fussballfeldern gerodet. Immer mehr Menschen vor allem in Malaysia und Indonesien
verlieren so ihre Lebensgrundlage.
Dieser Artikel wurde in der SonntagsZeitung publiziert.
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